Reise mit geschlossenen Augen I Gerd Holzwarth I 2001

Prozessualität

Die Berücksichtigung augenblicklicher und zukünftiger Nutzer, die Moderation von Interessen, das Antizipieren von sich stetig verändernden Strukturen und Ansprüchen kennzeichnet im Planungsprozess eine nachhaltige und behutsame Entwicklung. Der Verweis auf die fortwährende Veränderlichkeit unseres edelsten Materials, der Arbeit mit der organischen Umwelt, genügt nicht für eine zeitgemäße Definition von Prozessualität.

Auch die Berücksichtigung zukünftiger Entwicklungen und Aneignungsprozesse sowie die exakte Analyse der Orte und die eingehende Beschäftigung mit der Aufgabe sind Vorraussetzungen für einen erfolgsorientierten Planungsprozess. Daher verstehen wir uns selbst als Lernende. Für uns ist Planung ein offener Prozess, in dem wir die Lösung erst suchen. Sie entsteht in der Auseinandersetzung mit den Themen, den Nutzern und den Planungsbeteiligten.

Struktur

Strukturen sind da! Sie sind gewachsen, Topografie, Vegetationshorizont, sie entstehen aus Überlagerungen, Spuren, der Art der informellen Nutzungen, aus den unterschiedlichen Intensitäten, mit denen der öffentliche Raum genutzt wird. Im starken Bezug auf den Kontext werden Strukturen nicht implementiert, sondern analysiert, hinterfragt, integrtiert, überlagert oder gegebenenfalls überschrieben. Auf diese Weise wird ortsbezogen unterschieden, wie Flächen codiert sind, oder codiert werden sollen.
Die Vielfalt der Antworten lässt sich nicht in richtig oder falsch sortieren, sondern reflektiert die Verschiedenheit der Orte und Aufgaben. Multi-Use, Single-Use, Aneignungsräume, präzise Funktionstrennungen, … .

Wir dienen nicht mit einer Haltung als gestalterisches A Priori. Wir entwickeln Haltungen zu Aufgabenstellungen.

Ohne Titel I 3 Leuchtkästen 100x180x30 cm I Gerd Holzwarth I 1998
Ansicht Padiglione d’Arte Contemporanea I Mailand

Intersubjektivität

Im Bezug auf die öffentliche Akzeptanz von Freiräumen gewinnen neben den klassischen Verfahren von Ausschreibungen zusehends integrative Verfahren mit Bürgerbeteiligungen, Workshopverfahren und Bürgerwerkstätten an Bedeutung. An dieser Stelle, wie auch in den klassischen Planungsprozessen und der Zusammenarbeit mit Bauherren und Fachplanern, wird ein Dialog angestrebt, der von der alten Subjekt-Objekt-Beziehung zwischen den Parteien wegkommt, um so Lösungen zu finden, welche ein Höchstmaß an Akzeptanz und damit einen reibungslosen Planungsprozess und eine dauerhafte Identifikation mit den Orten ermöglichen. Um in diesem Prozess mit Planungspartnern und Nutzern auf Augenhöhe zu bleiben, entwickeln wir unsere fachliche Kompetenz, auch im kommunikativen Umgang mit den Nutzern, an jedem Tag fort.

Sozialer Raum

In der Begegnung verschiedenster Ansprüche und Erwartungen, die an den öffentlichen Raum gestellt werden, spiegelt sich ein Bild der gesellschaftlichen Themen und Konflikte, die unser alltägliches Leben prägen. Daher ist ein öffentlicher Raum immer auch ein sozialer Raum. Selbst die Abwesenheit von Öffentlichkeit, Sorge oder Wertschätzung sind Haltungen einer Gesellschaft zu einem Ort. In der Beschäftigung mit dem öffentlichen Raum können unter anderen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur Lösungsansätze für den sozialen Raum sein. Es ist unser Wunsch im Rahmen einer politischen, kulturellen, ökologischen  und gesellschaftlichen Verantwortung Antworten darauf zu geben, in welcher Weise Landschaftsarchitektur heute soziale Prozesse in Gang setzen und zu einer nachhaltig lebenswerten Umwelt beitragen kann.